Ich war beruflich bedingt eine der ersten, die geimpft wurde. Und froh. Plötzlich schien alles sicherer.
Auf die erste Impfung reagierte ich “normal” mit leichtem Grippegefühl.
Die zweite Impfung war trotz Antihistaminikum bereits deutlich heftiger. Diesmal war es, als hätte sich jemand auf mich drauf gesetzt. Über Stunden extremer Schüttelfrost, immer höher steigendes Fieber, starker Juckreiz, Atemnot und die Übelkeit meines Lebens. Die Nacht verbrachte ich in Decken gewickelt mit 40,9 Fieber mich unaufhörlich übergebend am Boden der Toilette. Das Gefühl war: Ruf den Notarzt. Der über SMS kontaktierte Hausarzt wigelte ab.
Am Tag darauf erreichte ich mit immer noch 40.9 Fieber eine befreudete Ärztin, die stärkeren Medikamenten und Zwieback vorbeikam. Das Fieber blieb eine Woche konstant auf 39.9 – 40.5. Ich fühlte mich wie vom LKW überrollt, alles tat weh.
Dann ging ich arbeiten.
Die folgenden zwei Monate war es, als würde jemand gegen meinen Brustkorb drücken, wenn ich langsam den Flur entlang ging. Ich war ständig schweißüberströmt, schwindelig, zittrig, totmüde und neben mir. Alles tat weh. Erklärung gab es dafür keine, der Hausarzt meinte: das wird schon.
Und so war es im Sommer 21 dann auch. Ich war fit und fröhlich und erzählte meine Geschichte insgesamt fünf Ärzten, um eine Impfbefreiung wegen Allergie zu erhalten. Dies erwies sich als völlig unmöglich.
Die letzte Ärztin sagte sehr scharf “passen Sie bloß auf, dass sie keine Angststörung entwickeln”.
Und so ging ich mit schrecklichem Bauchgefühl im Dezember 2021 zur 3. Impfung.
Diese Entscheidung bereue ich bis heute.
Trotz vorher eingenommenem Antihistaminikum hatte ich unmittelbar nach der Impfung einen anaphylaktischen Schock. Die ersten Stunden danach fehlen mir bis heute. – Nach 24h stationär im Krankenhaus schickte man mich fiebrig nach Hause. Nach einer Woche Ruhe ging ich arbeiten. Wieder zittrig, wieder totmüde.
Bis Anfang Februar gar nichts mehr ging.
Ich konnte wochenlang fast nur liegen. Bleierne Müdigkeit, Konzentrations- und Sprachstörungen, massive Kopfschmerzen, Muskelschwäche, Schwindel waren meine täglichen Begleiter. Auf kurzes Aufstehen folgte tiefste Erschöpfung.
Der kontaktierte Internist diagnostizierte PostVac/Fatigue nach Impfung.
Sehr, sehr hilflos und völllig genervt schaffte ich es mit Pulsuhr und sehr viel Disziplin in absoluten Mini-Schritten bis zum Sommer wieder zu kurz lesen, kleine Strecken spazieren zu gehen und mich selbst zu versorgen.
Bis der Sommer kam und die Hitze. –
Hitze und Stress füllten meinen Kopf mit Nebel und Bauschaum. Ich lag wieder wochenlang, wirr, unkonzentriert und zunehmend verzweifelt. Die Fatigue war stärker, als am Anfang. Ich bekam heftige Sprachstörungen. Lesen, musizieren war unmöglich. Die einfachsten Dinge unendlich anstrengend.
Und niemand weiß, ob das wieder weggeht.
Neurologisch und internistisch bin ich “durchuntersucht”.
Diagnose: PostVac mit CFS/ME und PEM.
Und jeden Tag hoffe ich, dass das wieder aufhört.
Dass mein Leben wieder normal wird.
Nachts wache ich auf und habe Angst vor der Zukunft.
Vor allem finanziell, das belastet mich sehr.
Mittlerweile kann ich mich dank off-label Medikation ca. 40 Minuten konzentrieren.
Das ist ein halber Tatort. Oder 1 Sudoku. Oder 20min mit dem Hund.
Oder dieser Text in 8 Tagen getippt.
Ich will mein Leben zurück. Und endlich kompetente Hilfe.