Benachrichtigungen
Alles löschen

Kalziumkanalblocker

 
(@longsufferer)
Wertvolles Mitglied

Wir haben hier ja in letzter Zeit viel über die vollständige Hypothese von Wirth zur Entstehung von ME CFS diskutiert. Demnach ist ja ein entscheidender Mechanismus für PEM, dass der Kalzium/Natrium Austausch in den Zellen nicht mehr funktioniert. Hier soll das Medikament von Mitodicure ansetzen. Jetzt Frage ich mich: Es gibt ja schon Kalziumkanalblocker, die wohl irgendwie eine Kalzium-Überladung der Zellen verhindern können? Nachdem ich gestern ein wenig recherchiert habe, bin ich auch darauf gestoßen, dass wohl einige ME CFS Betroffene mit solchen Medikamenten Erfolg hatten:

https://www.healthrising.org/blog/2019/06/12/nimodipine-calcium-channel-blocker-fibromyalgia-chronic-fatigue-pt-ii/

 

In diesem Artikel wird v.a. Nimodipin angesprochen. Nun Frage ich mich zweierlei:

+ Warum ist das in der LC/PV Community so unbekannt? Habe bisher nie davon gehört.

+ Was soll anders sein an dem Medikament, welches Wirth entwickeln will? Geht das in die gleiche Richtung?

Falls jemand schonmal Kalziumkanalblocker ausprobiert hat oder mehr darüber weiß, wäre ich sehr interessiert daran.

AntwortZitat
Themenstarter Veröffentlicht : 24/11/2024 11:44 am
Kjeldt und Albert gefällt das
(@ezetimib)
Experte

Kalziumkanalblocker, auch Kalziumantagonisten genannt, werden überwiegend zur Behandlung von Bluthochdruck (arterielle Hypertonie), der koronaren Herzkrankheit und von Herzrhythmusstörungen eingesetzt. Meines Wissens haben diese Medikamente nur einen geringen Einfluss auf den Natriumaustausch.

Der Wirkstoff von Mitodicure soll beides (Kalzium- und Natriumaustausch) auf Ebene der Mitochondrien beeinflussen, allerdings habe ich zu dem Wirkstoffkandidat MDC002 nur sehr wenig Informationen gefunden.
Im Vergleich zu BC007 ist wissenschaftlich nichts publiziert. Vielleicht täusche ich mich, dann gerne mit Quellennachweis berichtigen.

 

  1. Calciumkanalblocker, https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffgruppen/calciumkanalblocker
AntwortZitat
Veröffentlicht : 24/11/2024 5:46 pm
LongSufferer und Kjeldt gefällt das
(@longsufferer)
Wertvolles Mitglied

@alina1 Danke dir! Anscheinend hemmen Kalziumkanalblocker den Einstrom von Kalziumionen. Eine Überladung mit Calciumionen wiederum ist es, welche laut Wirth die Mitochondrien schädigt:

https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2024/10/15/start-up-praesentiert-arzneistoffkandidat-gegen-chronisches-erschoepfungssyndrom

 

Zumindest abmildern ließe sich diese Überladung doch dann demzufolge mit Kalziumkanalblockern, oder nicht? Vielleicht ließe PEM sich so zumindest abmildern?

AntwortZitat
Themenstarter Veröffentlicht : 24/11/2024 9:21 pm
Kjeldt gefällt das
(@longsufferer)
Wertvolles Mitglied

@alina1 Davon abgesehen ist in dem von mir zitierten Artikel von vielen weiteren möglicherweise positiven Effekten bei ME CFS die Rede -Durchblutungsförderung, Schmerzlinderung durch Einfluss auf die Ausschüttung von Neurotransmittern, MCAS etc. So wie sich dieser Artikel anhört, müsste das doch eigentlich etwas sein, worüber viel mehr gesprochen werden sollte.

AntwortZitat
Themenstarter Veröffentlicht : 24/11/2024 9:29 pm
Kjeldt gefällt das
(@ezetimib)
Experte
Veröffentlicht von: @longsufferer

Anscheinend hemmen Kalziumkanalblocker den Einstrom von Kalziumionen. Eine Überladung mit Calciumionen wiederum ist es, welche laut Wirth die Mitochondrien schädigt:

https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2024/10/15/start-up-praesentiert-arzneistoffkandidat-gegen-chronisches-erschoepfungssyndrom

Veröffentlicht von: @longsufferer

Davon abgesehen ist in dem von mir zitierten Artikel von vielen weiteren möglicherweise positiven Effekten bei ME CFS die Rede -Durchblutungsförderung, Schmerzlinderung durch Einfluss auf die Ausschüttung von Neurotransmittern, MCAS etc.

In dem zitierten Artikel kann man den aktuellen Stand der Arbeiten gut abschätzen. Darin lautet es unter anderem:

"Die Entwicklung steht noch vor der klinischen Phase I. Jetzt sind die üblichen toxikologischen Tests für neue Arzneistoffe vor dem Beginn der klinischen Prüfungen nötig."

"Die Wirkung wurde nach Unternehmensangaben in vitro über den postulierten Mechanismus an der Skelettmuskulatur gezeigt."

"Genauere Angaben zur Wirkungsweise macht Mitodicure derzeit nicht."

"Nun müsse die klinische Erprobung folgen, um die Entwicklung weiterzubringen und damit auch den Pathomechanismus zu beweisen. Doch dafür fehle derzeit das nötige Geld."

Man ist also in der präklinischen Phase, in der zunächst toxikologische Untersuchungen stattfinden müssen. In der Petrischale hat man die Wirkung wohl schon gezeigt, genauere Informationen will man aber nicht verraten. Und wie so oft fehlt es auch am nötigen Geld.

 

Und außerdem heißt es im Artikel:

"Als prädisponierende Faktoren dafür werden insbesondere Autoantikörper und andere autoimmune Mechanismen diskutiert."

Als Faktoren, die zur Auslösung der Krankheit beitragen, hat man auch hier Autoantikörper und andere autoimmune Mechanismen identifiziert.

Im Gegensatz zu Berlin Cures mit BC007, die die auslösenden Faktoren Autoantikörper angehen wollen, adressiert Mitodicure mit dem Wirkstoffkandidat MDC002 die Ursachen für die schweren Symptome.

Für mich stellt sich die Frage, ob es ausreichend ist die Ursachen für die schweren Symptome anzugehen? Und führt die Verabreichung des Wirkstoffkandidaten wirklich zu einer Heilung oder vermeidet der Wirkstoff nur eine Verschlechterung und die schweren Symptome? Also wird ein Kranker geheilt oder wird ein Kranker zum Kunden einer neuen Dauertherapie?

Veröffentlicht von: @longsufferer

So wie sich dieser Artikel anhört, müsste das doch eigentlich etwas sein, worüber viel mehr gesprochen werden sollte.

Eine öffentliche Diskussion anhand von wissenschaftlich Publikationen ist sicher ratsam. Da der Hersteller allerdings noch in der präklinischen Phase ist, wird es sicher noch einige Zeit dauern, bis man wissenschaftliche Literatur zu lesen bekommt. Bei einer gesicherten Finanzierung kann man für die Phase-I- und Phase-II-Studien zusammen mindestens 3-4 Jahre einplanen.

AntwortZitat
Veröffentlicht : 24/11/2024 10:53 pm
Kjeldt und LongSufferer gefällt das
(@longsufferer)
Wertvolles Mitglied

@alina1 Ich glaube es gab ein Missverständnis. Ich sehe aber, dass das leicht missverstanden werden konnte, da ich in meinem letzten Post nur nochmal den Artikel über Mitodicure zitiert hatte, nicht aber den im vorherigen Post zitierten Artikel aus healthrising über Kalziumkanalblocker (v.a. Nimodipine), die es ja schon heute gibt und die wohl bei ME CFS teilweise Off Label eingesetzt werden. All die von mir aufgezählten Effekte bezogen sich auf Nimodipine. Auf Reddit las ich jetzt auch nochmal von Leuten, für die das wohl ein Game Changer war. Angesichts dessen, wie logisch sich die Ansatzpunkte der Wirkung von Nimodipin in dem Artikel von Healthrising anhören, wundert es mich, dass darüber als Off Label Medikament nicht mehr gesprochen wird.

Eine Verbindung zu Wirth, die vielleicht für Verwirrung gesorgt hat, war für mich, dass wir Mitodicure auch Kalziumkanalblocker (unter anderem) am gestörten Kalium/Natriumaustausch ansetzen. Mir ist bewusst, dass das Medikament von Mitodicure noch nicht weit ist in der Entwicklung. Wie du schon vermutest denke auch ich, dass das aber, falls es das je geben wird, keine Heilung sein wird. So wie ich das verstehe, geht es mit dem Ansatz, den gestörten Kalium/Natrium Austausch zu fokussieren, um das Verhindern/ Abmildern (?) von PEM. Das wäre natürlich für ME CFSler schon eine riesen Erleichterung, auch wenn eine Heilung natürlich besser wäre. Manche Forscher wie Ron Davis (vielleicht auch Klaus Wirth,  das weiß ich gar nicht), haben ja sogar die These, dass ME CFS eine sich selbst durch PEM erhaltender Teufelskreis ist. Demnach könnte ein komplettes Verhindern von PEM dann vielleicht sogar zu einer Heilung führen?

AntwortZitat
Themenstarter Veröffentlicht : 25/11/2024 8:00 am
Kjeldt gefällt das
(@ezetimib)
Experte

Ob Nimodipin bei MECFS bzw. PEM eine Verbesserung bewirkt, dazu habe ich keine eigenen Erfahrungen gemacht.

 

Nach meinem Verständnis besteht der Ansatz von Mitodicure darin, den Kalzium- und Natriumaustausch auf Ebene der Mitochondrien zu beeinflussen.

 

Es gibt sowohl Kalzium-Antagonisten, auch Kalziumkanalblocker genannt, als auch Natrium-Antagonisten, auch Natriumkanalblocker genannt.

Ob man mit einer Kombinationstherapie die gleiche Wirkung erzielen kann, die man MDC002 von Mitodicure nachsagt, kann ich nicht beurteilen. Außerdem müsste man zunächst prüfen, ob eine Kombinationstherapie zulässig ist oder ob es zu unerwünschten Wechselwirkungen kommen kann. Dazu müsste ein Toxikologe/ Pharmazeut eigentlich in der Lage sein. Darüber hinaus stellt sich auch die Frage nach der jeweiligen Einzeldosierung und dem Dosierungsverhältnis untereinander.

 

  1. Calciumantagonist, https://flexikon.doccheck.com/de/Kalziumkanalblocker
  2. Calciumkanalblocker, https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffgruppen/calciumkanalblocker
  3. Natriumantagonisten, https://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/natriumantagonisten/8245
  4. Natriumkanalblocker, https://flexikon.doccheck.com/de/Natriumkanalblocker
AntwortZitat
Veröffentlicht : 25/11/2024 11:39 pm
Kjeldt gefällt das
Teilen: